Durch Dick und Dünn

Durch Dick und Dünn

Wir sind Anne und Rebecca, Gründerinnen des Vereins „gemeinsam zusammen e.V.“. Kennengelernt haben wir uns bei Foodsharing und schnell gemerkt: Wir sind unterschiedlich – aber das macht uns stark.

Anne ist die Bodenständige, die Kommunikatorin. Sie redet mit so vielen Menschen an einem Tag, wie Rebecca vielleicht in einer Woche. Rebecca dagegen liebt es, zu analysieren, zu schreiben und zu planen. Gegenseitig zeigen wir uns, wie die Welt für die andere funktioniert, immer direkt und auch, weil wir etwas bewegen wollen. Zwei, die einfach mal machen. “Aber diesmal nicht so groß.”, sagt Anne, wenn Rebecca eine neue Idee hat. Und Rebecca sagt: “Nein, diesmal nicht.” Und beide lachen wir, denn wir wissen, dass Unglaubliches entstehen kann, wenn man sich gegenseitig Raum gibt.

Unsere Beziehung lebt davon, dass wir beide leidenschaftlich sind und die Welt unterschiedlich sehen. Das ist nicht immer einfach – manchmal sogar richtig herausfordernd. Früher haben wir manchmal gestritten, laut und heftig. Wir haben das Telefon aufgeknallt und Anne hat sich ein paar Tage nicht gemeldet, Rebecca hat endlose Nachrichten geschickt. Und dann ruft eine von uns an und alles ist einfach vergessen.

Wir können ehrlich kritisieren, ohne Konsequenzen zu fürchten. Wir nehmen uns so, wie wir sind – mit all den guten und schlechten Eigenheiten. Vertrauen und Ehrlichkeit sind unser Fundament. Das bedeutet auch, dass wir voneinander lernen und zusammen Dinge schaffen, die alleine nicht möglich wären.

Heute streiten wir nicht mehr. Annes Krebsdiagnose hat vieles verändert. Sie hat uns noch enger zusammengeschweißt und gezeigt, worauf es wirklich ankommt: füreinander da zu sein und gemeinsam für unser Projekt zu kämpfen.

Wir leben mit unterschiedlichen Herausforderungen: Rückzug, Schwäche und Schmerzen durch den Krebs bei Anne, oder durch die Welt als Autistin mit ADHS und Mastozytose bei Rebecca. Das ist unser Alltag. Und je mehr Menschen bereit sind, die Welten der Menschen zu verstehen und anzuerkennen, desto mehr können wir gemeinsam und zusammen bewegen.

Seit Jahren telefonieren wir jeden Morgen und fragen uns, wie es uns geht. Kein Smalltalk, keine Oberflächlichkeiten. Und dann überlegen wir, wie wir für uns oder andere etwas bewirken können.

Foto: Verleihung social Design award, der Spiegel / Katrin Würtemberger

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