Stille Stunde

Weniger Reiz. Mehr Inklusion -
entspannteres Einkaufen.

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Interview mit DASDING

Heute wurde ein Interview mit Nils für den Instagram-Kanal des SWRs „DASDING“ im Rewe Schmidt in Diez gedreht. Thema: Stille Stunde und Reizüberflutung durch Lärm. Nils, ein Autist aus Wittlich, ist extra angereist, um uns beim Interview zu unterstützen. Seine Devise: Je mehr man über die Wahrnehmung anderer weiß, desto besser kann man sie verstehen. Danke an das Team von
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Ein Projekt zur Aufklärung und Sensibilisierung einer Gesellschaft, in der die Bedürfnisse von neurodivergenten Menschen respektiert und sensorische Barrieren abgebaut werden.

Was steckt dahinter?

Die Idee für die "Quiet Hour" kommt von Theo Hogg, einem Angestellten im neuseeländischen Supermarkt "Countdown" mit autistischem Kind. Dort wird die Stille Stunde bereits flächendeckend praktiziert.

Wir haben diese Aktion als Türöffner für unsere Kampagne genommen: Der Abbau von sensorischen Barrieren. Kaum jemand weiß, dass Fachkräfte jahrelang mit ihren autistischen Klienten üben, damit sie überhaupt einkaufen gehen können. Kaum jemand weiß, dass viele Eltern neurodivergenter Kinder nur dann zum Spielplatz gehen, wenn sie hoffen, dass niemand da ist. Es ist ein verstecktes Leid -  leise, angepasst und hinter verschlossenen Türen. Denn die Kinder reißen sich in der Schule möglichst zusammen, auch wenn es manch einem Lehrer oder einer Lehrerin vorkommt, als würden sie provozieren. Es sind hunderte von Reizen, die im Schulalltag auf sie einströmen und häufig entladen sich die Kinder, wenn sie zu Hause sind. So gibt es unzählige Beispiele von Herausforderungen im Alltag, bei der Arbeit, beim Einkaufen und wir möchten aufklären und u.a. damit den gesellschaftlichen Druck auf die Betroffenen verringern.

Unser Ziel:

  • Eine Gesellschaft, die Behinderungen wie Autismus, ADHS o.ä. als solche wahrnimmt und anerkennt.
  • Eine Gesellschaft, die sensorische Barrieren zumindest zeitweise abbaut.

Eine Gesellschaft, die besonderen Menschen das Gefühl gibt, dass sie gut sind, genau so wie sie sind.

Reizüberflutung & sensorische Barrieren - Was ist das?

Reizüberflutung bedeutet, dass der Körper über die Sinne so viele Reize gleichzeitig aufnimmt, dass sie nicht mehr verarbeitet werden können und bei Betroffenen zu einer psychischen Überforderung führen. Im medizinischen Kontext - bisweilen auch im deutschen Sprachraum - wird der englische Begriff (sensory) overload verwendet.
Diese Überforderung des (menschlichen) Organismus durch Reize betrifft die Sinne (Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten) einzeln, in Kombination, für einen kurzen Zeitraum und auch langfristig. (wikipedia CC BY-SA 4.0)

Wen betrifft es?
Besonders betroffen sind z. B. Menschen mit ADHS oder im Autismus-Spektrum. Hier kann eine Reizüberflutung bis zu einem sog. "Meltdown oder Shutdown", einem körperlichen Zusammenbruch, führen. Es betrifft aber auch viele andere Menschen mit Beeinträchtigungen, wie MS, Depressionen, Longcovid, Migräne und viele mehr.

Es gibt 5 Bereiche, die für eine gesellschaftliche Veränderung und den Abbau von sensorischen Barrieren wichtig sind:

Aufklärung:
Die Bemühungen, Diskriminierung und Ausgrenzung abzubauen, sollen von Unternehmen, Behörden und Multiplikatoren vorangetrieben werden. Es wird betont, dass der Begriff "Ableismus" nicht nur Behindertenfeindlichkeit, sondern auch alltägliche Übergriffe umfasst, die scheinbar gut gemeint sind, ähnlich dem Alltagsrassismus. Verbale Übergriffe wie "Du bist zu viel", "Reiß dich doch mal zusammen" oder "Streng dich mal an" können bei Menschen im Autismus-Spektrum zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Betroffene berichten von schwerwiegenden emotionalen Auswirkungen, die oft von anderen nicht verstanden werden.

Schule/Kindergarten:
Pädagogen und Lehrkräfte benötigen dringend Unterstützung, insbesondere wenn man bedenkt, dass 20% der Betroffenen neurodivergent sind. Das bedeutet, in einer Klasse von 30 SchülerInnen sind 6 Kinder, deren Hirnstrukturen anders kommunizieren. Das traditionelle Bildungssystem stößt an seine Grenzen, und Schüler sowie Pädagogen leiden darunter. Eine frühzeitige Aufklärung für Verantwortliche, Schüler und Kindergartenkinder ist entscheidend. Sensibilisierung für Vielfalt sowie Aufklärung sollten von Anfang an eine Rolle spielen. Der Austausch mit Betroffenen ist wichtig, da Kinder in institutionellen Umgebungen oft dazu neigen, sich anzupassen, was zu einem enormen Energieaufwand führen kann, der sich zu Hause entlädt. Der Mangel an ernsthafter Anerkennung von Eltern und Betroffenen verstärkt einen Kreislauf, der laut Studien dazu führt, dass autistische Kinder 25-mal häufiger suizidale Gedanken haben als neurotypische.

Wirtschaft:
In der Wirtschaft geht es einerseits um Teilhabe und andererseits um den Handel als Multiplikator für den Abbau sensorischer Barrieren. Die Registrierung bei www.stille-stunde.com und die Beteiligung vieler Geschäfte und Institutionen mit Kundenverkehr setzen ein inklusives Zeichen. Es ist außerdem wichtig, dass eine Sensibilisierung bei allen Entscheidern stattfindet und sich die Arbeitsplatzbedingungen anpassen, einschließlich der Überprüfung von Bewertungs- und Einstellungskriterien, Bereitstellung von Rückzugsorten, alternativen Pausen und Aufgabenstellungen mit weniger Kundenkontakt, vieles kann die Zusammenarbeit verbessern. Inklusionsbeauftragte sollten sich mit Neurodivergenz und nicht sichtbaren Behinderungen weiterbilden, um Situationen besser einschätzen zu können.

Gesundheit:
Das Gesundheitssystem stellt eine besondere Herausforderung dar, da viele Ärzte und Psychologen nicht ausreichend über Autismus informiert sind. Therapieplätze sind knapp und mit langen Wartelisten verbunden. In einer Krise, wie einem autistischen Burnout, stoßen psychiatrische Krankenhäuser an ihre Grenzen, da sie gruppenbasiert sind. Der Gang zum Arzt wird oft vermieden, da volle Wartezimmer überfordernd sein können. Stationäre Versorgungen sind für neurodivergente Menschen oft nicht zugänglich.

„Meine Kinder sind sehr herausfordernd, und es ist für viele nicht vorstellbar, wie viel Kraft es eine Familie kostet, den Alltag zu bewältigen. Dabei sind es nicht die Kinder, die mir das Leben schwer machen, sondern die Gesellschaft. Meine Kinder werden als Störfaktor gesehen, und ich muss mich kontinuierlich dafür rechtfertigen, dass sie so sind, wie sie sind.“ Mutter von zwei autistischen Kindern.

Wie wichtig ist dies? - Achtung Triggerwarnung Suizid
Wir möchten zunächst darauf hinweisen, dass wir uns auf die Probleme der Betroffenen konzentrieren. Neben den vielen Herausforderungen handelt es sich um wundervolle Menschen, manche sehr detailgenau, loyal, ehrlich, andere kreativ, spontan, mit herausragenden Gedankengängen oder auch mehrfach beeinträchtigt. Das Spektrum ist groß. Einige kommen sehr gut zurecht, haben Lösungen für ihre Stärken und Schwächen gefunden, so wie viele neurotypische Menschen auch. Aber sehr viele Betroffene haben große Probleme. Die folgenden Studien sollen Ihnen zeigen, dass es wichtig ist, dass wir etwas tun. Die Veränderung unseres gesellschaftlichen Bewusstseins kann die folgenden Ergebnisse verändern. Und wenn nur einem einzigen Menschen geholfen wäre, dann hat sich der Einsatz bereits gelohnt:

Eine aktuelle Studie von Sven Bölte aus dem Jahr 2016 ergab, dass das Mortalitätsrisiko bei Menschen mit Autismus um das ca. 2,5-fache höher ist als in der Allgemeinbevölkerung, besonders bei Menschen mit komorbider Intelligenzminderung (ca. 6-fach). Die Lebenserwartung ist um ca. 16 Jahre reduziert. Bei Menschen mit Intelligenzminderung überwiegen somatische Todesursachen, insbesondere zerebrale Anfallsleiden (ca. 40-fach). Bei Menschen mit Autismus ohne Intelligenzminderung ist die nichtnatürliche Haupttodesursache Suizid, das Suizidrisiko ist deutlich erhöht (ca. 10-fach).
https://www.autismus-niedersachsen.de/tagung2016/?page_id=35

Eine Studie zeigt, dass bei autistischen Kindern Selbstmordgedanken/-versuche 28 Mal häufiger vorkommen als bei nichtautistischen-Kindern. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1750946712000931

Forscher der Universität Cambridge fanden heraus, dass 10% der Menschen die durch Suizid starben ausgeprägte autistische Züge hatten (aber keine Diagnose).
https://www.cam.ac.uk/research/news/study-reveals-high-rate-of-possible-undiagnosed-autism-in-people-who-died-by-suicide

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Was bedeutet die Stille Stunde konkret?

An einem Wochentag werden für einen bestimmten Zeitraum (z. B. Dienstag 15:00 – 17:00 Uhr) unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt:

Basis-Maßnahmen:

  • Mindestens eine Stunde wöchentlich
  • Licht, möglichst dimmen
  • Keine Durchsagen oder Musik
  • Keine lauten (Handy-) Gespräche
  • Keine aktiven Displays

Zusatz-Maßnahmen:

  • Geräusche an der Kasse reduziert
  • Angestellte deutlich gekennzeichnet für Unterstützung
  • Waren werden in dem Zeitraum nicht sortiert und eingeräumt
  • Oder was immer Sie selbst noch bereit sind zu tun (bzw. nicht zu tun)
  • Angestellte begleiten auf Wunsch den Einkauf

Wir freuen uns, dass die Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer die Schirmherrschaft übernommen hat.

Das Konzept für die "Stille Stunde" setzen wir gemeinsam mit Unterstützung der "Lebenshilfe Limburg Diez" um. Kooperationspartner sind außerdem global engagement GmbH, 17ziele.de und die Asperger Selbsthilfegruppe Limburg.

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